Sonntag, 14. Oktober 2012

Chur durchwühlen

Wo die Welt hockt!
Intervention Nr. 3 mit Peter Trachsel, Donnerstag 1. November 10.00 Uhr Rheinstrasse / Ecke Giacomettistrasse , 7000 Chur

Stellen sie sich vor sie begegnen einer Person die mit feinstem Werkzeug an Mauern kratzt. Mit etwas (besonders den Händen) in eine weiche, lockere Masse hineingreift, eindringt und sie mit schaufelnden Bewegungen umwendet, aufwirft. Die  sich wühlend tief in etwas hineinbewegt und dadurch etwas entstehen lässt das bisher unsichtbar war.

Stellen sie sich vor wie sie durch  die Stadt gehen und Szenen entdecken denen sie bisher nie begegnet sind oder denen sie bisher keine Beachtung geschenkt haben.

Stellen sie sich vor, dass dem so ist.

Freitag, 5. Oktober 2012

KARABUKI

Karabuki
Das RTR spricht mit den Zuschauern

4. Oktober.  Das Projekt "Chur durchwühlen" in Koproduktion mit dem Theater Chur hat mit der Performance von "Porte Rouge" (Joa Iselin und Christoph Ranzenhofer) seinen Anfang genommen.

Intervention Nr.2 findet am 18.Okt ab 09.00 Uhr auf dem Arcas in CH-7000 Chur statt.
 
Chur durchwühlen mit Urs BLUM

Das mittelalterliche Chur, als Bischofssitz eine der ältesten Städte der Schweiz, ist Bühne für den Eingriff.

Die städtischen Strassen sind seit dem Mittelalter Orte der Kommunikation. Das Leben findet auf der Strasse statt. Hier werden Arbeiten erledigt, Neuigkeiten und Waren ausgetauscht. Es wird gestritten, Freundschaften werden geschlossen, Produkte feilgeboten, man tratscht. Die Strasse ist multifunktional, und alles Öffentliche findet, für alle sichtbar, auf der Strasse oder auf Plätzen statt. Formal sind die Strassen Korridore, beidseitig von Häusern begrenzt, als lang gezogene Räume wirkend.

Ebenso charakteristisch sind in den Strassenkorridoren vorhandene Nischen und Ecken, die sich aus der Strassenflucht ausstülpen oder die Strassenflucht zurücksetzen. Hier entwickelt sich ein Paralleluniversum, das der Öffentlichkeit entzogen ist.

In solche Nischen drängt man sich - auch heute noch - wenn man sich mit Entgegenkommenden nicht unterhalten, sich für kurze Zeit unsichtbar machen will. In der tausendjährigen Geschichte Churs haben diese Nischen und Ecken immer für Verstecke gesorgt. In den Ecken wurde geliebt, gemordet, gelauert, geklaut, geprügelt, vielleicht auch geschlafen oder vor dem Regen Schutz gesucht. Hunde, mitunter auch Menschen, pinkeln schnell mal in die Ecke, Abfälle bleiben unbemerkt liegen.

Immer dienten die Nischen dazu, schnell etwas der Öffentlichkeit der Strasse zu entziehen, eine Schattenwelt zu erzeugen. Jahrhundertelang haben diese Nischen ein Schattendasein geführt, manche Handlungen und Personen getarnt und - mitten in der Stadt - der Beobachtung durch Andere entzogen.

Der Eingriff soll dazu führen, diese Unräume ins Bewusstsein zu bringen in dem sie partiell vergoldet werden und so, mal gegensätzlich besonders wertvoll, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Vielleicht erinnern sie auch an die Dinge, die in der Geschichte der Stadt in einer versteckten Parallelwelt stattgefunden haben.

Chur
Urs beim vergolden